(SW 1071)
Der Komponist hat hier einige Herbstgedichte seiner schlesischen Landsmännin Monika Taubitz zu einem fünfteiligen Zyklus für gemischten Chor zusammengestellt. Die einzelnen Texte sind von unterschiedlichem Charakter, was auch in der musikalischen Umsetzung zu reizvollen Kontrasten führt.
So gibt es in den Texten Passagen, die geprägt sind von Verfalls- und Vergänglichkeitsmetaphorik, was sich musikalisch analog in einen herben, linearen Duktus äußert. Stellenweise werden ganz bewusst Quintparallelen und andere satztechnische Besonderheiten als Ausdrucksmittel abgerufen. Dann gibt es wiederum Stellen von beinahe heroischer Aufbruchstimmung, dort wechseln dann mitunter Rhythmen und Versmaße mitten im Text und mit ihnen das musikalische Material. Einmal rezitiert der Oberchor syllabisch über einem Orgelpunkt der Bässe im Flüsterton das zerklüftete Staccato des Textes, um dann in einer kontinuierlichen musikalischen Steigerung zum Fortissimo-Ende zu gelangen.
Immer aber dringt Ridil, so wie man es von seiner Vokalmusik kennt, intensiv und musikalisch tief bei der Ausdeutung der Texte vor. Mit beneidenswerter Originalität und einem untrüglichen Gespür wird hier nicht einfach nur am Text entlang komponiert, hier gelingt vielmehr immer wieder der Vorstoß in die metaphysischen Regionen zwischen den Zeilen.
In jedem Fall stellt dieser Zyklus eine bedeutende Bereicherung im Repertoire moderner weltlicher Chormusik dar.
Martin Schmeck
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