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(SW1062)

Besetzung: zweistimmiger Kinderchor und Klavier

Hier meldet sich einmal nicht nur der Komponist, sondern auch der stets engagierte Pädagoge Christian Ridil zu Wort. In den zugrundeliegenden Texten von Karlhans Frank, die von der S. Fischer Verlags-GmbH freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden, wird der humanistische Traum von einer sozial gerechten Welt, in der alle Menschen in Frieden und Wohlstand miteinander leben, einem zweistimmigen Chor mit kindlichen Worten in den Mund gelegt, was dieses 1982 komponierte Stück gerade besonders aktuell wie brisant erscheinen lässt.

Für eine gelungene Aufführung muss man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es sowohl musikalisch als auch gesangstechnisch eines besonders wachen Kinderchores bedarf, der vor allem im Umgang mit komplexen rhythmischen Strukturen vertraut sein sollte.

Das erste Lied erinnert mit seinen litaneiartigen Aufzählungen der kindlichen Wünsche ein wenig an den Eingangschor aus Hindemiths Kinderoper Wir bauen eine Stadt, der vielen von uns sicher noch aus Kindertagen im Ohr sein dürfte. In zahllosen kontrapunktischen Verschränkungen zwischen den Gesangstimmen und der Klavierbegleitung bedient sich der Komponist hier vor allem neoklassizistischer Elemente und Techniken, selbst verschiedene Choralzitate klingen gelegentlich an.

Im zweiten Lied des Zyklus wächst ein Murmelspiel in der Phantasie der Kinder allmählich zu einem großen, aufregenden Fußballspiel heran, dessen Dynamik im immer rascher rezitierten Parlando des Chores vor unserem geistigen Auge ersteht; am Ende schlüpft der Dirigent gar spontan in die Rolle des Schiedsrichters, der mit entsprechenden Handbewegungen und Trillerpfeife den Schlusspfiff setzt. Welch köstlicher und humorvoller Kunstgriff!

Auch hier fehlen Anklänge des Jazz nicht. Das in der instrumentalen Einleitung fast mystisch-futuristisch daherkommende dritte und letzte Lied aus der Zukunft bespiegelt die von Ungerechtigkeit und gesellschaftlichen Missständen geprägte gegenwärtige Welt aus der Rückschau einer imaginären, besseren, zukünftigen Welt. Hierzu bedient sich der Komponist eines deutlichen rhythmischen Wechsels ins Tänzerische, in dem ein deftiger Ragtime diesen zauberhaften kleinen Zyklus beschließt.

Martin Schmeck

Klangbeispiel

Hinweis: Die Klangdateien sollen erfahrenen Musikern und Orchesterleitern dazu dienen, sich einen ersten Eindruck über Duktus und Stil einer Komposition zu verschaffen. Als Grundlage dienten synthetische Klangerzeuger, die nicht das Ziel verfolgen, audiophile Ansprüche eines Musikkonsumenten zu befriedigen.

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