(SW1061)
Besetzung: 2, 2. auch Picc.. 2. 2. 2 - 4. 3. 3. 1 - Pk – Schlg. (3) – Chor (SATB) – Strch
Der „Gesang der Geister über den Wassern“ nach dem bekannten Gedicht von Goethe ist in der Musikgeschichte mehrfach vertont worden. Am bekanntesten dürfte wohl bisher die Schubert’sche Umsetzung für Männerchor und tiefe Streicher geworden sein, die dieser selbst nach seinem ursprünglichen Sololied angefertigt hat.
Ridil greift nun im 21. Jahrhundert erneut auf diesen klassisch-zeitlosen Text zurück und setzt ihn in ein etwa zwanzigminütiges Werk für gemischten Chor und Orchester um.
Die schiere Sprachgewalt, die Goethes Text mit seiner eindringlichen Metaphorik bereits per se innewohnt, wird in dieser Komposition, wie zu erwarten, durch die musikalische Umsetzung quasi noch überhöht. Hier wird das Assoziative systematisch aufgegriffen und mit allen zur Verfügung stehenden musikalischen Mitteln illustriert.
Wie bei Goethe die ruhelose Seele des Menschen sowie dessen unberechenbares Schicksal dem Wasser beziehungsweise mit dem Wind verglichen werden, so wird in Ridils feinst ausgearbeiteter musikalischer Umsetzung beides sowohl für den Hörer als auch für jenen, der die Partitur lesend studiert, jederzeit bestens nachvollziehbar. Dazu steht dem Komponisten neben dem Chor ein voll besetztes Symphonieorchester mit einem außerordentlich differenziert ausgestatteten Schlagzeugapparat mit drei Spielern zur Verfügung.
Bereits zu Beginn in der orchestralen Einleitung, wenn zu den Streichertremoli die Pauken mit scheinbar arhythmischen Schlägen einsetzen, wird die Unstetheit und Unberechenbarkeit im Innern des Menschen herausgearbeitet. Natürlich erfolgt dies in Wahrheit, so wie alles in dieser Partitur, einem bis auf das Feinste ausgearbeiteten kalkulatorischen Plan. Das ist ganz ähnlich wie in vergleichbaren Stellen in Gustav Mahlers Sinfonik. Wie sich dann aus dem fast zögerlichen, stockenden Beginn die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Wassers entwickeln, in hörbaren wie auch im Notenbild deutlich erkennbaren Wellenbewegungen, mal tosend herabstürzend, alles mit sich fortreißend, hier mal wieder ruhig aber stetig dahinfließend oder auch still daliegend wie ein Spiegel; all das wird auf das Trefflichste in allen Facetten ausgelotet. Der überaus anspruchsvolle, vor allem rhythmisch äußerst ausdifferenzierte Chorpart schmiegt sich dabei nahtlos an den fein instrumentierten Orchesterpart an.
Martin Schmeck
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