(SW1026)

Kraftvoll und prächtig kommt die neue Psalmmotette von Christian Ridil daher, womit sie im Habitus dem zugrunde gelegten Psalmtext in der kräftig-holzschnitthaften Luther’schen Übertragung wunderbar folgt. Der Text wird in vier deutlich voneinander getrennten Abschnitten zu 4 bis 6 Stimmen sowie teils gesprochen durchgeführt.

Im hauptsächlich vierstimmigen ersten Teil überwiegt der Wechsel von homophoner und polyphoner Satzstruktur. Am Schluss des 1. Teiles treten, vom Chor auf Vokal gestützt, 2 Sprecher hervor, die Textversatzstücke auf Tonhöhe deklamieren, ein höchst wirkungsvoller kompositorischer Kunstgriff.

Beim zweiten Teil handelt es sich in der Satzstruktur um einen Cantus-Firmus-Chor. Hier wird das polyphone Inventionsspiel zwischen Sopran- und Tenorsolo mit einem populären Choralthema kontrapunktisch kombiniert, das teils im Unisono und teils als selbständiger vierstimmiger Satz erscheint, sodass hier bereits die Sechsstimmigkeit erreicht wird.

Im dritten Teil sind Sopran und Bass je zweigeteilt, sodass ein dreistimmiger Oberchor mit einem ebenfalls dreistimmigen Unterchor in Dialog tritt, die sich dann zum sechsstimmigen Satz vereinen. Im weiteren Verlauf durchbrechen dann die eng geführten imitatorischen Einsätze bei der Textstelle „Tritt nieder, die das Silber liebhaben ...“ das Gefüge, ganz wie bei Altmeister Palestrina. Auch in diesem Teil treten gegen Ende erneut Sprecherin und Sprecher in Erscheinung, was zu einer nochmaligen Steigerung des dramatischen Ausdrucks führt.

Eine Doppelfuge fügt sich als vierter Teil an. Hier zieht der Komponist kontrapunktisch nochmals „alle Register“. Gegen Ende erklingt parallel zum polyphonen Gewebe hymnisch-fanfarenartig nochmals das Choralthema aus dem zweiten Teil und bildet den krönenden Abschluss.

Martin Schmeck

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