Sisifo – String Quartet

(SW 1013) (SW1014)

In seinem 1997 komponierten Streichquartett mit dem etwas kryptischen Titel „Sisifo“ spielt der Komponist natürlich auf die antike Sysiphos-Legende, also von einer Arbeit, die immer wieder von vorne anfängt und daher niemals endet, an. 
Ohne im eigentlichen Sinne, wie etwa Smetana oder Janacek, ein außermusikalisches Programm zu bedienen, legt Ridil dieses Prinzip, immer von neuem anzusetzen, als kompositorische Idee zugrunde, indem er es geschickt durch verschiedene musikalische Parameter durchdekliniert, allerdings nicht in der konsequent strengen Diktion serieller Satztechnik, sondern auf eine mitunter spielerisch-assoziative Weise, wenn er sich beispielsweise im 3. Satz als Tribut an Alois Hába sogar der Mikrointervallik bedient, um vom Viertelton-Schritt bis hin zu Groß-Intervallen über eine möglichst große Bandbreite zur musikalischen Ausformulierung der zugrunde gelegten musikalischen Dramaturgie zu verfügen. 
Dreh- und Angelpunkt ist in den Ecksätzen vor allem der Ton Cis, worin natürlich – auch durchaus ein musikhistorischer – Verweis auf zwei große Schwesterwerke, Pfitzners Cis-Moll-Quartett sowie Beethovens Opus 131, zu sehen ist. So scheint doch überhaupt jenes die späten Quartette von Beethoven gleich einem roten Faden durchziehende, existenzielle „Muss es sein? – Es muss sein!“ doch zumindest mittelbar mit der Sysiphos-Legende verwandt.
Technisch ausgereift, formal klassisch, musikalisch anspruchsvoll, handelt es sich bei Ridils „Sisifo“ um einen originellen, das musikalische Material intelligent und assoziativ verarbeitenden, sehr frisch und modern daherkommenden und vor allem bedeutenden Beitrag zur Gattung des Streichquartetts.

Martin Schmeck

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