(SW 1012)
In Ridils „Die Mär von Bischof Hatto“ für gemischten Chor mit Klavier, komponiert 1998, zeigt sich erneut, wie eng man auch in einem Chorwerk an der Textvorlage „entlang komponieren“ kann.
Die Ballade vom trunksüchtigen Bischof, in der sich - der Legende nach - im Delirium mitten im Rhein vor Bingen den so genannten „Mäuseturm“ errichten ließ, um seinen Plagegeistern in Gestalt weißer Mäuse zu entkommen, wird dabei als bitter-süße Moritat umgesetzt. Vom Chor im überwiegend syllabisch vertonten „Balladenton“ strophenweise vorgetragen, lässt es sich der Komponist auch nicht nehmen, am Schluss den Choral „Vom Himmel hoch“ zu zitieren, „der guten Mär bring’ ich so viel…“.
Überhaupt zeigt sich auch in diesem Werk deutlich der für Ridils Werke so typische Anspielungsreichtum, der vor allem im dem Werk unterlegten, unendlich feinen, pianistisch wie musikalisch höchst anspruchsvollen Klavierpart zutage tritt. Hier werden die einzelnen Strophen nicht nur vorbereitend und überleitend untereinander verbunden, sondern vielmehr der Text pausenlos höchst treffsicher kommentiert, wobei vor allem die Requiemsequenz „Dies irae“ als eines der auffälligsten Motive ständig die Geschichte vom todgeweihten Trinker begleitet.
Die Synthese aus homophonem Chorsatz und unendlich fein ziseliertem, polyphonem Klaviersatz ist in der Wirkung frappierend und zeigt den souveränen Umgang mit dem kompositorischen Material.
Hinweis: Die Klangdateien sollen erfahrenen Musikern und Orchesterleitern dazu dienen, sich einen ersten Eindruck über Duktus und Stil einer Komposition zu verschaffen. Als Grundlage dienten synthetische Klangerzeuger, die nicht das Ziel verfolgen, audiophile Ansprüche eines Musikkonsumenten zu befriedigen.
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